Zeremonie zur fünften Amtszeit von Putin spaltet EU

Staatspräsident Putin trifft sich mit der scheidenden russischen Regierung in Moskau. Foto: epa/Dmitry Astakhov
Staatspräsident Putin trifft sich mit der scheidenden russischen Regierung in Moskau. Foto: epa/Dmitry Astakhov

BRÜSSEL: Teilnehmen oder nicht? Einladungen zum Start der neuen Amtszeit von Putin sorgen in der EU für Diskussionen. Auch Deutschland und Frankreich sind nach Angaben von Diplomaten nicht auf einer Linie.

Innerhalb der EU gibt es erhebliche Differenzen über den richtigen Umgang mit Einladungen zur Zeremonie zum Start der fünften Amtszeit von Russlands Präsident Wladimir Putin. Wie mehrere EU-Diplomaten am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel sagten, wollen Länder wie Frankreich, Ungarn und die Slowakei Vertreter zur Vereidigung Putins schicken, um Gesprächskanäle offenzuhalten. Deutschland und zahlreiche andere EU-Staaten halten eine Teilnahme jedoch insbesondere angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine für unangemessen. «Deutschland wird an diesem Termin nicht teilnehmen», sagte eine Sprecherin des Auswärtigen am Montag in Berlin.

Im Fall der Bundesrepublik kommt hinzu, dass die Regierung den deutschen Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, nach Cyberangriffen auf die SPD und deutsche Unternehmen für eine Woche zu Konsultationen nach Berlin zurückgerufen hat. Die Bundesregierung macht für die Attacken eine Einheit des russischen Militärgeheimdienstes verantwortlich.

Wie die meisten Botschafter der EU-Mitgliedstaaten wird auch der offizielle Vertreter der Europäischen Union in Moskau am Dienstag bei der Zeremonie nicht vertreten sein, wie ein Sprecher des Europäischen Auswärtigen Dienstes am späten Abend in Brüssel sagte. Der Außenbeauftragte Josep Borrell hatte sich zuvor gegen die Teilnahme der EU an der Veranstaltung ausgesprochen. Nach Angaben von Diplomaten gab es allerdings auch Gegenstimmen. Dies sollen unter anderem davor gewarnt haben, dass ein Fernbleiben bei der Zeremonie Russland einen Vorwand geben könnte, künftig noch mehr diplomatische Regeln und Normen zu ignorieren.

Putin will an diesem Dienstagvormittag den Eid für eine weitere Amtszeit als russischer Präsident ablegen. Damit beginnen für ihn sechs weitere Jahre als Staatschef. Die Zeremonie im Moskauer Kreml findet vor Vertretern der Regierung, beiden Kammern des russischen Parlaments und weiteren hochrangigen Gästen statt. Der 71 Jahre alte Putin, der die Politik im Land seit 24 Jahren beherrscht, hatte sich bei der Präsidentenwahl im März ein Rekordergebnis von mehr als 87 Prozent der Stimmen bescheinigen lassen.

Die EU hatte am Ablauf der Wahl scharfe Kritik geübt. In einer Erklärung hieß es, die russische Wählerschaft habe nur sehr beschränkten Zugang zu faktischen Informationen und «keine echte Wahl» gehabt. Grund dafür sei unter anderem gewesen, dass zahlreiche Kandidatinnen und Kandidaten ausgeschlossen worden sein - darunter auch all jene, die sich gegen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ausgesprochen hätten.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Rolf W. Schwake 08.05.24 07:20
Einen Kriegsverbrecher ...
... durch eine Teilnahme an der Amtseinführung zu ehren ist gleichbedeutend, seine Ziele zu akzeptieren. Wenn er seinen Amtseid schwört, begeht er vor den Augen der Weltöffentlichkeit einen Meineid, denn seine Kriegsverbrechen entsprechen nicht dem Wohl des russischen Volkes, dessen Blut er kaltherzig vergießt und welches er zudem unterjocht und auf das Kriminellste mit seiner Oligarchen-Clique bestiehlt. Er ist ausgebildeter KGB-Offizier - und die dazu erforderliche Ausbilddung ist nicht an Recht und Gesetz orientiert, sondern am Gegenteil!!!
Dieser Mensch hat nur eines verdient: Von der gesamten freien
Welt geächtet zu werden - und überall sollte der gegen ihn bestehende Haftbefehl vollstreckt werden!
Ingo Kerp 07.05.24 13:50
Wenn man konsequent ist, sollte man die Veranstaltung von Putin meiden. Das gilt für alle Staaten, die den Überfall auf die UKR kritisieren. "Kanäle offenhalten" ist eine nette Bezeichnung, die zu nichts führt. Es soll doch keiner glauben, das wegen eines erscheinenden Diplomaten, egal aus welchem Land, Putin seinen politischen Kurs ändert.