Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

Armee: Israel fliegt nach Beschuss Luftangriffe im Libanon

TEL AVIV/BEIRUT: Nach wiederholten Drohnenangriffen auf den Norden Israels hat das israelische Militär erneut Stellungen der proiranischen Hisbollah-Miliz im Süden des Libanons attackiert. Wie die israelische Armee in der Nacht zum Freitag mitteilte, griffen Kampfflugzeuge dort militärische Gebäude und «terroristische Infrastruktur» an. Die Angaben der Armee konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen zwischen der islamistischen Hamas und dem israelischen Militär kommt es an Israels Grenze zum Libanon täglich zu militärischen Konfrontationen mit der Hisbollah und anderen Gruppierungen. Todesopfer gab es auf beiden Seiten. In Ortschaften beidseits der Grenze hat der gegenseitige Beschuss schwere Zerstörungen angerichtet. Rund 150.000 Menschen wurden evakuiert oder verließen die Kampfzone.


Pistorius: Verständnis für mögliche US-Waffenbeschränkungen an Israel

WASHINGTON: Verteidigungsminister Boris Pistorius hat nach der US-Androhung einer möglichen Einschränkung von Waffen- und Munitions-Lieferungen an Israel eingeräumt, dass auch die Bundesregierung über ähnliche Schritte nachdenkt. «Darüber wird gegenwärtig beraten», sagte der SPD-Politiker am Donnerstagabend im ZDF-«heute journal». Allerdings liege die Zuständigkeit dafür beim Kanzleramt und beim Auswärtigen Amt. Man habe sich darüber «hinter verschlossenen Türen» ausgetauscht. Auf die Frage der Moderatorin, ob er Verständnis für den Schritt der US-Regierung habe, sagte Pistorius: «Ja, kann ich verstehen.»

Die USA haben für den Fall eines weiteren Vormarschs der israelischen Armee in Rafah im südlichen Gazastreifen mit der Einschränkung von Waffen- und Munitionslieferungen gedroht. Falls das israelische Militär für eine Offensive in dicht bevölkerte Teile der Stadt einmarschiere, werde dies Konsequenzen haben, sagte Präsident Joe Biden in einem Interview des Fernsehsenders CNN. Biden versicherte zugleich, die USA stünden Israel bei der eigenen Verteidigung vor Angriffen uneingeschränkt zur Seite.

Pistorius hatte nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres am Mittwoch dazu aufgerufen, eine weitere Eskalation des Gaza-Kriegs zu verhindern. Zugleich seien beide sich einig gewesen, dass alles getan werden müsse, um das humanitäre Elend der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen zu lindern oder zu beenden. In der ZDF-Sendung sagte Pistorius, es sei entscheidend, mit Blick auf Israel in dem Konflikt «weiter auf Deeskalation» zu setzen. Dies sei «das Gebot der Stunde».


UN-Palästinenserhilfswerk schließt Sitz in Jerusalem nach Brand

JERUSALEM: Nach einem Brand auf dem Gelände des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) in Ost-Jerusalem wird der Sitz nach UN-Angaben geschlossen. Israelische Bewohner hätten am Donnerstagabend das Gelände des UNRWA-Hauptquartiers in Ost-Jerusalem zweimal in Brand gesetzt, schrieb der Chef des UN-Hilfswerks, Philippe Lazzarini, auf X. «Angesichts dieses zweiten entsetzlichen Vorfalls in weniger als einer Woche habe ich beschlossen, unser Gelände zu schließen, bis die Sicherheit wiederhergestellt ist.» Es sei niemand verletzt worden, das Feuer habe aber erhebliche Schäden im Außenbereich des Sitzes verursacht.

Auf dem UNRWA-Gelände befindet sich den Angaben von Lazzarini zufolge auch eine Tankstelle für den Fuhrpark des Hilfswerks. Ihm zufolge hat der Direktor des lokalen Büros mit Hilfe anderer Beschäftigter versucht, den Brand zu löschen. Es habe eine Weile gedauert, bis die israelische Feuerwehr eingetroffen sei, so Lazzarini. Er bezeichnete den Vorfall als «ungeheuerliche Entwicklung». Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Die israelische Regierung kritisiert das UN-Palästinenserhilfswerk seit geraumer Zeit scharf. Sie wirft dem Palästinenserhilfswerk im Gazastreifen vor, von der islamistischen Terrororganisation Hamas unterwandert zu sein. Die Hamas habe UNRWA so tief infiltriert, «dass es nicht mehr möglich ist, festzustellen, wo das UNRWA endet und wo die Hamas beginnt», hieß es etwa vonseiten Israels. Das Hilfswerk ist in dem abgeriegelten Küstenstreifen unter anderem im Bildungsbereich tätig und leistet humanitäre Hilfe.

Im Januar war UNRWA in die Schlagzeilen geraten, weil Israel behauptete, dass zwölf Mitarbeiter in die verheerenden Terrorakte der Hamas vom 7. Oktober verwickelt gewesen seien. Ein Untersuchungsbericht unabhängiger Experten kam zum Schluss, UNRWA habe eine Reihe «robuster» Mechanismen etabliert, um die Wahrung des Neutralitätsgrundsatzes zu gewährleisten. Allerdings gebe es Verbesserungsbedarf.


Rafah-Einsatz geht weiter - drei israelische Soldaten verletzt

TEL AVIV/GAZA: Der umstrittene Einsatz der israelischen Armee in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen dauert an. Bei der laufenden Operation im östlichen Teil Rafahs seien seit ihrem Beginn in der Nacht zum Dienstag etwa 50 bewaffnete Männer von den israelischen Truppen getötet worden, berichtete die «Times of Israel» am Donnerstag. Das Militär bestätigte den Medienbericht. Seit Beginn des Einsatzes sind nach Armee-Schätzungen etwa 150.000 Menschen aus dem Ostteil Rafahs evakuiert worden.

Das Militär hatte Einwohner des östlichen Teils Rafahs am Montag dazu aufgerufen, das Gebiet zu verlassen. Israelische Soldaten sind auch in Teile Rafahs an der Grenze zu Ägypten vorgerückt. Die Armee übernahm dort nach eigenen Angaben die Kontrolle des Grenzübergangs auf der palästinensischen Seite. Der Einsatz befeuerte Sorgen, dass dies der Beginn einer Großoffensive auf die Stadt ist, in der sich mehr als eine Million Binnenflüchtlinge aufhalten sollen. Die «Times of Israel» berichtete weiter, dass die israelische Armee angesichts laufender Geisel-Verhandlungen derzeit nicht plane, den Aufruf zur Evakuierung auf andere Gebiete von Rafah auszuweiten.

Bei dem Rafah-Einsatz sind dem vom Militär bestätigten Bericht zufolge außerdem inzwischen weitere zehn Tunnelschächte gefunden worden, deren Sprengung derzeit vorbereitet werde. Am Donnerstag sind in einem mit Sprengfallen versehenen Tunnel drei israelische Soldaten verletzt worden, wie das Militär weiter mitteilte. Sie wurden zur medizinischen Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.


Irans Präsident: Keine Kompromisse mit dem Westen bei Raketenprogramm

TEHERAN: ? Irans Präsident Ebrahim Raisi hat Kompromisse beim Raketenprogramm seines Landes ausgeschlossen - auch wenn dies der Wiederaufnahme der Atomverhandlungen dienen könnte. «Einige wollen wegen (der möglichen Wiederaufnahme) der Atomverhandlungen beim Raketenprogramm Zugeständnisse machen, aber bei Raketen und militärischer Aufrüstung gibt es bei uns null Kompromisse», sagte Raisi am Donnerstag laut Nachrichtenagentur Isna in einer Rede in der Stadt Ghom. Die iranische Politik basiere auf «revolutionärer Rationalität und nicht diplomatischer Bettelei», so der Präsident.

In den vergangenen Wochen gab es Spekulationen über eine Wiederaufnahme der Atomverhandlungen des Irans mit dem Westen. Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian bestätigte Gespräche diesbezüglich wahrend seines UN-Besuchs in New York im vergangenen Monat. Auch bei dem Teheran-Besuch des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Rafael Grossi diese Woche zeigte sich der Iran bereit, die technischen Auflagen des Wiener Atomabkommens von 2015 einzuhalten, sobald die Atomverhandlungen wieder aufgenommen und Sanktionen aufgehoben werden.

Der Iran befindet sich seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen im Jahr 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen in einer massiven Wirtschaftskrise. Die nationale Währung Rial hat zuletzt stark an Wert verloren, die Inflation stieg. Eine Wiederaufnahme der Atomverhandlungen, mit denen Teheran von der Entwicklung von Kernwaffen abgehalten werden soll, ist Beobachtern zufolge die einzige politische Option, um eine Aufhebung der Sanktionen zu erreichen und die Lage zu verbessern.

Für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen hat die sogenannte 5+1 Verhandlungsgruppe - China, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA plus Deutschland - neben der Einhaltung der technischen Atom-Verpflichtungen durch den Iran auch politische Forderungen an das Land. In erster Linie soll die islamische Republik ihr Raketenprogramm begrenzen und darüber hinaus auch ihre Nahost-Politik ? insbesondere die Zusammenarbeit mit antiisraelischen Gruppen - revidieren. Dazu ist jedoch die Raisi-Regierung bislang nicht bereit.


Israels Armeesprecher: Militär hat genügend Waffen für Rafah-Einsatz

TEL AVIV: Israels Militär verfügt nach den Worten von Armeesprecher Daniel Hagari über genügend Waffen und Munition, um seinen Einsatz in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens fortzusetzen. «Die Armee hat Waffen für die geplanten Einsätze und auch für die Einsätze in Rafah. Wir haben, was wir brauchen», sagte Hagari am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Er wurde zuvor gefragt, ob das Militär nach der Drohung aus den USA, die Waffenlieferungen an Israel einzuschränken, über genügend Ausrüstung verfüge.

US-Präsident Joe Biden hatte Israel für den Fall einer großangelegten Militäroffensive in Rafah mit Einschränkungen bei der Lieferung von Armeeausrüstung gedroht. Falls Israels Militär für eine Offensive in dicht bevölkerte Teile der Stadt einmarschiere, werde das Konsequenzen bei den Waffenlieferungen haben, sagte er dem Fernsehsender CNN. Für eine umfassende Invasion werde seine Regierung nicht die Waffen bereitstellen.

Hagari betonte angesichts der Drohung von Biden, dass die Beziehungen zwischen Israel und den USA nach wie vor eng seien. «Die USA haben dem Staat Israel und dem Militär während des Krieges in beispielloser Weise Sicherheitshilfe geleistet.» Wenn es Differenzen zwischen den Partnern gibt, würden diese jedoch hinter verschlossenen Türen gelöst. «Israel hat Sicherheitsinteressen, aber wir sind uns auch der Interessen der USA bewusst. Und so werden wir auch weiterhin handeln», sagte Hagari.


Netanjahu: Israel wird im Gaza-Krieg notfalls alleine bestehen

TEL AVIV: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bekräftigt, dass sich Israel angesichts internationaler Kritik am Gaza-Krieg notfalls auch alleine verteidigen werde. «Wenn wir für uns alleine stehen müssen, dann werden wir für uns alleine stehen», sagte Netanjahu in einer am Donnerstag veröffentlichten Videobotschaft. Falls nötig werde Israel «mit seinen Klauen» kämpfen und siegen, sagte der Regierungschef in seiner ersten öffentlichen Äußerung nach einer Drohung aus den USA, die Waffenlieferungen an Israel einzuschränken.

Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden Israel für den Fall einer großangelegten Militäroffensive in Rafah im Gazastreifen mit weiteren Einschränkungen bei der Lieferung von Armeeausrüstung gedroht. Falls Israels Militär für eine Offensive in dicht bevölkerte Teile der Stadt einmarschiere, werde das Konsequenzen bei den Waffenlieferungen haben, sagte er dem Fernsehsender CNN. Für eine umfassende Invasion werde er nicht die Waffen bereitstellen.

In seiner Videobotschaft nahm Netanjahu Bezug auf den israelischen Unabhängigkeitskrieg von 1948. «Im Unabhängigkeitskrieg vor 76 Jahren waren wir wenige gegen viele. Wir hatten keine Waffen, es gab sogar ein Waffenembargo gegen Israel.» Trotzdem habe man damals gesiegt. Israel sei im Vergleich zu damals viel stärker und obendrein geschlossen und geeint, um seine Feinde zu besiegen, betonte Netanjahu.


US-Regierung: Gaza-Verhandlungen in Kairo laufen weiter

WASHINGTON: Die Verhandlungen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo zu einer möglichen Feuerpause im Gaza-Krieg gehen nach Angaben der US-Regierung weiter. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Donnerstag, der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, sei zwar abgereist. Dies sei jedoch vorab so geplant gewesen. «Die Gesprächspartner der anderen Delegationen sind noch in Kairo, sodass diese Gespräche andauern», betonte Kirby. «Seine Abreise bedeutet kein Ende der laufenden Verhandlungsrunde.»

Das Büro der islamistischen Hamas in der libanesischen Hauptstadt Beirut hatte zuvor verkündet, ihr Team habe Kairo verlassen und sei nach Doha in Katar aufgebrochen.

Israel und die Hamas verhandeln bei den Gesprächen nicht direkt miteinander. Die USA, Katar und Ägypten treten deshalb als Vermittler auf. Ziel der Gespräche ist es, eine Feuerpause in dem Konflikt zu erreichen sowie die Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Hamas im Austausch für palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen. Burns reiste mehrmals zwischen den verschiedenen Verhandlungsorten hin und her, um dabei Fortschritte zu erreichen. Der Schwerpunkt der Gespräche war zuletzt aus Katar nach Ägypten verlegt worden.


UN-Vollversammlung vor Abstimmung für mehr Rechte für Palästinenser

NEW YORK: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen soll am Freitag über eine Stärkung der Rechte der Palästinenser innerhalb des größten UN-Gremiums abstimmen. Der aktuelle Resolutionsentwurf räumt dem bisherigen Beobachterstaat Palästina die deutlich erweiterte Teilnahme an den Sitzungen der Vollversammlung ein, gibt ihm aber kein reguläres Stimmrecht. Eine Annahme würde auch den Druck für eine Vollmitgliedschaft erhöhen.

In dem Text heißt es, die Vollversammlung stelle fest, dass der «Staat Palästina (...) zur Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen zugelassen werden sollte» - der dafür ausschlaggebende Weltsicherheitsrat solle die Angelegenheit «noch einmal wohlwollend prüfen». Der Resolutionsentwurf liegt der Deutschen Presse-Agentur vor - er kann sich aufgrund weiter laufender Verhandlungen noch verändern.

Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges handelt es sich bei dem Vorstoß in der UN-Vollversammlung mit 193 Mitgliedern in New York auch um ein internationales Stimmungsbild zum Nahostkonflikt. Diplomatinnen und Diplomaten gehen davon aus, dass die Resolution die notwendige Mehrheit von zwei Drittel aller abgegebenen Stimmen locker erreicht. Einflussreiche Länder wie die Vereinigten Staaten, China und Russland befürchten dabei einen Kontrollverlust bei der Aufwertung von Regionen, deren Staatlichkeit umstritten ist. In den USA - Israels engstem Verbündeten - könnten zudem Rufe laut werden, die Finanzierung für die Vollversammlung einzustellen.

Von 193 UN-Mitgliedsstaaten haben bisher mehr als 130 Palästina als unabhängiges Land anerkannt. Deutschland und die USA gehören nicht dazu.


Delegationen und CIA-Chef Burns verlassen Kairo

KAIRO: Nach Fortsetzung indirekter Gespräche zu einer Feuerpause im Gaza-Krieg haben Vertreter der islamistischen Hamas, CIA-Chef William Burns und eine Delegation aus Katar Kairo informierten Kreisen zufolge wieder verlassen. Das Büro der Hamas in der libanesischen Hauptstadt Beirut bestätigte die Abreise ihres Teams am Donnerstag. «Unsere Delegation hat Kairo vor Kurzem verlassen und ist nach Doha in Katar aufgebrochen.» Details zum Ausgang der Gespräche waren zunächst nicht bekannt.

Israel und die Hamas verhandeln nicht direkt miteinander. Die USA, Katar und Ägypten treten deshalb als Vermittler auf. Ziel der Gespräche ist es, die Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Hamas im Austausch für palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie eine Waffenpause zu erzielen. Burns reiste mehrmals zwischen den verschiedenen Verhandlungsorten hin und her, um dabei Fortschritte zu erreichen. Der Schwerpunkt der Gespräche war zuletzt aus Katar nach Ägypten verlegt worden.


US-Frachter mit Hilfsgütern auf dem Weg von Zypern nach Gaza

NIKOSIA: Ein Frachter mit Hunderten Tonnen Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist aus dem zyprischen Hafen von Larnaka ausgelaufen. Wie der zyprische Regierungssprecher Giannis Antoniou am Donnerstag im Rundfunk sagte, transportiere der Frachter «Sagamore» dringend benötigte Hilfsgüter aus den USA, Großbritannien und Zypern und werde bald in Gaza eintreffen. «Bis der Frachter (in Gaza) ankommt, wird auch der Pier, den die USA bauen, fertig sein», fügte er hinzu.

Das Heer der USA hatte in den vergangenen Tagen ein großes, schwimmendes Dock vor der Küste des Gazastreifens für die Lieferung von Hilfsgütern gebaut. Am Donnerstag sollte die Anlegestelle komplett fertig sein und künftig als Drehscheibe für die Lieferung von Hilfsgütern dienen. In Gaza gab es bislang keinen Hafen, der tief genug für größere Frachtschiffe ist.


Israel geht auch gegen Al-Dschasira-Büro in Nazareth vor

TEL AVIV: Israel hat nach dem Verbot von Al-Dschasira vor wenigen Tagen Ausrüstung des arabischen TV-Senders auch in der Stadt Nazareth im Norden des Landes beschlagnahmt. Der israelische Kommunikationsminister Schlomo Karhi schrieb am Donnerstag auf der Online-Plattform X, Inspekteure seines Ministeriums sowie Polizeikräfte seien an einer Razzia gegen die Büroräume von Al-Dschasira in Nazareth beteiligt gewesen. «Wir werden es dem Sprachrohr der Hamas nicht erlauben, von Israel aus zu senden», schrieb Karhi.

Der Kommunikationsminister hatte bereits am Sonntag eine Schließungsanordnung des Senders unterzeichnet. Sie sieht vor, dass Büroräume in Israel geschlossen, die Sendeausrüstung beschlagnahmt, der Sender aus dem Programm der Anbieter von Kabel- und Satellitenfernsehen entfernt und seine Internetseite blockiert werden können. Diese Schritte sind bereits vollzogen worden. Das Al-Dschasira-Büro im Hotel Ambassador in Ost-Jerusalem war bereits am Sonntag durchsucht worden.

Israel wirft dem Sender vor, im Gaza-Krieg voreingenommen zu berichten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte bereits vor mehr als einem Monat eine Schließung der in Israel tätigen Einrichtungen des TV-Netzwerks angekündigt. Das Parlament hatte zuvor das sogenannte Al-Dschasira-Gesetz gebilligt. Dieses ermöglicht eine Schließung ausländischer TV-Sender, wenn diese als Risiko für die Staatssicherheit eingestuft werden.

Der Sender hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einem «kriminellen Akt» gesprochen, der die Menschenrechten und das grundlegende Recht auf Zugang zu Informationen verletze. Man werde mit allen Mitteln gegen den Schritt vorgehen und die Rechte des Senders sowie der Mitarbeiter verteidigen.


Israel soll proiranische Ziele nahe Damaskus angegriffen haben

DAMASKUS: Israel hat nach Angaben von Aktivisten und syrischen Staatsmedien in der Nacht zu Donnerstag erneut Ziele in Syrien angegriffen. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, dass dabei ein Zentrum und ein Trainingscamp einer proiranischen Miliz aus dem Irak getroffen worden seien. Der Angriff ereignete sich demnach südlich der Hauptstadt Damaskus.

Es soll weitere Explosionen in einem Ort weiter südlich gegeben haben. Auch die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete unter Berufung auf Militärkreise von den Luftangriffen. Demnach seien einige der «feindlichen Raketen» abgefangen worden. Das israelische Militär wollte die Berichte auf Nachfrage nicht kommentieren.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober hat es mehr Angriffe gegeben.


Mehrere Tote bei israelischen Angriffen im Süden

BEIRUT/TEL AVIV: Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon sind libanesischen Angaben zufolge mehrere Menschen getötet worden. Der libanesische Zivilschutz teilte am Donnerstag mit, dass es bei dem Angriff auf ein Auto in dem Ort Baflieh im Süden des Landes vier Tote gegeben habe. Die Hisbollah meldete den Tod drei ihrer Mitglieder. Für gewöhnlich führt die Miliz nicht weiter aus, wann, wo und wie ihre Kämpfer ums Leben kommen.

Das israelische Militär wollte den Vorfall auf Nachfrage nicht kommentieren. Die Armee teilte am Donnerstag allerdings mit, dass ein 20-jähriger Soldat bei «Aktionen im Norden Israels» am Vortag getötet wurde.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es an der Grenze der beiden Länder täglich zu militärischen Konfrontationen von Israels Armee und der Hisbollah-Miliz und anderen Gruppen im Libanon. Dabei gab es auf beiden Seiten schon Todesopfer. In Ortschaften auf beiden Seiten der Grenze hat der gegenseitige Beschuss schwere Zerstörungen angerichtet. Rund 150.000 Menschen wurden evakuiert oder haben die Kampfzone verlassen.

Bereits am Mittwoch hatte es mehrere Tote im Libanon gegeben. Sicherheitsquellen zufolge seien bei israelischen Angriffen im Grenzort Chiam zwei Hisbollah-Mitglieder und drei Mitglieder der Terrororganisation Islamischer Dschihad getötet worden. Beide Organisationen bestätigten den Tod ihrer Mitglieder, ohne auszuführen, wann, wo und wie sie ums Leben kamen. Die israelische Armee hatte am Mittwoch mitgeteilt, Terror-Infrastruktur der Hisbollah in verschiedenen Orten im Libanon angegriffen zu haben.


UN: Bereits 80.000 Menschen aus Rafah geflohen

GAZA: Seit dem Vorrücken der israelischen Armee in die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen Anfang der Woche sind nach UN-Angaben rund 80.000 Menschen aus der mit Flüchtlingen überfüllten Stadt geflohen. Die Menschen seien nirgendwo sicher, mahnte das UN-Hilfswerk für Palästinenser auf X, ehemals Twitter, am Donnerstag. Die Belastung für die Betroffenen sei unerträglich.

Das israelische Militär hatte Einwohner des östlichen Teils Rafahs am Montag dazu aufgerufen, das Gebiet zu verlassen. Israelische Soldaten sind auch in Teile Rafahs an der Grenze zu Ägypten vorgerückt. Die Armee übernahm dort eigenen Angaben nach die Kontrolle des Grenzübergangs auf der palästinensischen Seite.

Israels westliche Partner, allen voran die USA, haben die israelische Regierung wegen der erwarteten dramatischen humanitären Folgen eindringlich vor einem Militäreinsatz in Rafah gewarnt. Israel will die islamistische Hamas nach den Massakern in Israel am 7. Oktober vollständig zerstören, deren führende Köpfe es in Tunneln unter Rafah vermutet, wo zu deren Schutz vermutlich auch israelische Geiseln festgehalten werden.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde des Küstenstreifens sind seit Ausbruch des Krieges in Gaza 34.904 Menschen getötet worden. Mehr als 78.500 Menschen wurden nach Angaben von Donnerstag seitdem verletzt. Die Angaben machen keinen Unterschied zwischen Zivilisten und bewaffneten Kämpfern.

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