Thailand hebt Mindestlohn an

Foto: epa-efe/Narong Sangnak
Foto: epa-efe/Narong Sangnak

BANGKOK: Ein bedeutsamer Schritt für die Arbeitswelt in Thailand wurde am 1. Mai 2024, dem internationalen Tag der Arbeit, von der Regierung verkündet. Ab dem 1. Oktober 2024 wird der tägliche Mindestlohn landesweit auf 400 Baht angehoben. Diese Ankündigung erfolgte durch Innenminister Anutin Charnvirakul und Arbeitsminister Pipat Ratchakitprakarn während der Maifeierlichkeiten auf dem Lan-Khon-Muang-Platz vor dem Bangkoker Rathaus.

Die Regierung von Premierminister Srettha Thavisin, die den Arbeitern eine hohe Priorität beimisst, reagierte damit direkt auf die Forderungen der Arbeiterbewegung, die eine Verbesserung der Sozialleistungen und Löhne verlangt hatte. „Diese Lohnerhöhung ist ein klares Zeichen unserer Verpflichtung gegenüber den Arbeitern und steht gleichauf mit unserer Konjunkturpolitik“, erklärte Anutin und versprach den Arbeitern eine baldige Besserung ihrer finanziellen Situation.

Die schrittweise Umsetzung der Lohnerhöhung, wie von Pipat erläutert, zielt darauf ab, die finanzielle Belastung für Unternehmen abzufedern, damit vor allem kleine und mittlere Unternehmen nicht unter der Erhöhung leiden. In den letzten Monaten führte das Arbeitsministerium intensive Gespräche mit Arbeitgebern, um einen Konsens zu erreichen, der eine landesweite Umsetzung der Lohnerhöhung ermöglicht.

Bisher hatte die Regierung den Mindestlohn lediglich für spezifische Berufsgruppen in ausgewählten Regionen erhöht. Eine landesweite Anpassung, wie sie nun ab Oktober gilt, ist eine Premiere. Dies stellt eine bedeutende Veränderung in der Lohnpolitik dar und gilt als Antwort auf langjährige Forderungen der Arbeitervertretungen.

Des Weiteren kündigte Pipat an, dass die Regierung erwäge, den Mindestlohn bis 2027 weiter auf 600 Baht anzuheben. Dieses Versprechen war Teil des Wahlkampfprogramms der regierenden Pheu-Thai-Partei und scheint nun schrittweise umgesetzt zu werden.

Die Entscheidung wird von den Arbeitern landesweit begrüßt, doch die wirtschaftlichen Implikationen für Unternehmen und die daraus resultierenden Herausforderungen werden in den kommenden Monaten ein wichtiges Thema in der politischen Diskussion Thailands bleiben.

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Klaus Berbel 09.05.24 12:00
@Günther
Bei den Erntehelfern gibt es ja nicht so wirklich nen Arbeitgeber. Die helfen halt mal für ein paar tage bei Farm X, wenn die Reisernte ansteht, danach gehts 2 Tage zu Familie Y Zuckerrohr schneiden und am Wochenende helfen sie dann beim Kautschukbaumritzen bei Familie Z. Die traurige Realität ist, dass wenn sie die 300 Baht nicht nehmen, dann haben sie 0 Baht.... und davon lässt es sich noch weniger Leben :/
Guenter Scharf 07.05.24 19:10
Nur 300 Baht Tageslohn für Erntehelfer im Isaan?
@Klaus Berbel, 06.05.24, 14:20: Die Erntehelfer*innen sollten sich mal beim Arbeitsminister (-ministerin?) beschweren, damit Druck auf die Arbeitgeber gemacht wird.
Wer/Welche Familie kann denn von 300 Baht leben?
Guenter Scharf 06.05.24 18:50
"Lohnerhöhung" für Rentner*innen
@Chris Jomtien, 03.05.24, 01:40: Warum jammert du? Zumindest die deutschen Rentner*innen bekommen doch eine Rentenerhöhung - immer angepasst an die Einkommenserhöhungen der Beschäftigten. Im Sommer diesen Jahres werden das gut 4 % sein
Klaus Berbel 06.05.24 14:20
Die können den anheben wie sie wollen. Im Isaan bekommen Erntehelfer trotzdem nur 300 Baht... wobei, vielleicht steigt es ja eines Tages auf 350 Baht, wenn der Mindestlohn auf 600 Baht gestiegen ist.
Thailand Fan 03.05.24 03:10
@Mr.Jomtien
Ich hoffe, es gibt noch einen weiteren Teil. Vielleicht gibt es ja etwas Neues zu hören oder gar zu lernen.
Chris Jomtien 03.05.24 01:40
Fortsetzung
Bis zu einem Mindestlohn von etwa 150 Baht sah man zum Beispiel in jedem Dorf und vor jeder Fabrik noch Garküchen in jedem Dorf und vor jeder Fabrik in den Städten.
Speisen kosteten ab 10 und bis etwa zu 30 Baht.
Mit jeder Lohnerhöhung stiegen die Preise an den Garküchen um einiges mehr als die Lohnerhöhungen. Alternativ wurden die Portionen kleiner, weniger fleischhaltig, oder die Auswahl und Qualität geringer. Ursache und Wirkung gleichermaßen ist das immer mehr Menschen sich ihr Essen selbst zubereiten und zur Arbeit mitnehmen statt an den Garküchen zu Essen.
Dieses Beispiel (Garküchen) wiederholt sich in unzähligen Variationen.
Je größer die Sprünge im allgemeinen Einkommen, umso krasser erhöhen sich die Preise. Damit verschwinden als erstes jene Dienstleistungen, die das Alltagsleben angenehmer machen, aber entweder verzichtbar sind oder durch Eigenleistungen ersetzt werden können.
Neu entstehende Dienstleistungen sind zunehmend auf Besserverdiener als Kunden ausgerichtet.
Statt dem Minimarkt: Konsumtempel und 7/eleven.
Statt den Steintischen vor dem Minimarkt: Gediegene Restaurants, Diskotheken und Music Pubs, etc. Hiervon profitiert insbesondere die Mittelschicht. Die breite Masse der Bevölkerung verliert jedoch, da ihr Einkommen ausschließlich für Grundbedürfnisse reicht.
Sehr ähnlich ergeht es denjenigen die nicht an den Lohnerhöhungen Teil haben.
Dazu zählen die Touristen und Rentner aus dem Ausland. Also: Wir.
Chris Jomtien 03.05.24 01:00
Erschreckende Ahnungslosigkeit
Zunächst einmal; selbstverständlich gönne ich jedem Betroffenen, Thai und Farang gleichermaßen, ein gutes Einkommen und ein angenehmes Leben.
Mich erschrickt jedoch die auf beiden Seiten spürbare pure Ahnungslosigkeit von Volkswirtschaft.
Eine ordentliche Lohnsteigerung ist zunächst einmal eine schöne Sache für die Empfänger. Hier genannt werden die Mindestlohnempfänger. Dies sind, neben unzähligen Wanderarbeitern aus den Nachbarländern, insbesondere jene ungelernten Arbeiter die am wenigsten leisten können. Zum Beispiel sehr alte Menschen ohne irgendeine nutzbare Ausbildung, gesundheitlich Eingeschränkte und Körperbehinderte. Als Tourist sieht man sie zum Beispiel als Wächter und Einweiser auf Parkplätzen.
Junge, gesunde Menschen verdienen deutlich mehr als den Mindestlohn. Insbesondere wenn sie eine gute Schulbildung, Berufsausbildung oder Studium haben.
Die prozentuale Diskrepanz zwischen Mindestlohn und Expertenlohn wird sich in Zukunft nicht großartig ändern, es sei denn es kommt zu einer Massenarbeitslosigkeit in der Industrie, was derzeit nicht zu erwarten ist.

Um die Lohnsteigerung zu finanzieren, müssen die Preise für Waren und Dienstleistungen entsprechend angehoben werden. Dies führt dazu das die Anzahl der (wo möglich) Selbstversorger steigt und somit weniger Konsumenten für die Bezahlung der Dienstleister zum Verfügung stehen.
- Fortsetzung folgt -
Monruedee Kanhachin 02.05.24 21:50
er wird
es nicht verstehen
Thailand Fan 02.05.24 20:30
Was soll man vergleichen?
@Scharf NICHTS
Der Kollege stellte ca.10,50€ Mindesttageslohn in Thailand ca.13€ Mindestundenlohn in D gegenüber. Da gibt es nichts umzurechnen, zu vergleichen oder rumzuinterpretieren.
Let the numbers do the talking.
Guenter Scharf 02.05.24 20:00
Vergleich Mindestlohn Thailand - Deutschland
@Thailand Fan, 03.05.24, 14:30: Was soll man denn vergleichen? In Thailand gibt's nur Mindestlohn/Tag, in Deutschland pro Tag. Das muss man schon umrechnen, um es zu vergleichen.
400 Baht /Tag in Thailand sind nun mal ca. 10,50 €. Dort steigt der STÜNDLICHE Mindestlohn dieses Jahr aber auf 12,80 €, d. h. beim 8-Std.-Tag auf fast 100 € (= ca. 3.700 Baht).
Monruedee Kanhachin 02.05.24 14:50
Herr Thailand Fan
Es ist wohl die Hitze daran Schuld
Thailand Fan 02.05.24 14:30
Was ist denn heute wieder mit euch los?
@Jack vergleicht (legitimerweise) Tageslohn Thai mit Srundenlohn D und bekommt unterstellt, er hätte gleichen Lohn gefordert. Und bei
@Wirth steigt bei einer Erhöhung des Tagesmindestlohns gleich das gesamte Einkommen um das 2-3fache.
Guenter Scharf 02.05.24 14:00
Mindestlohn in Thailand und Deutschland
@Günter Jack, 02.05.24, 12:20: Den deutschen Mindestlohn für Thailand zu erwarten ist schon vermessen, denn die Lebenshaltungskosten unterscheiden sich doch deutlich.
Ca. 4.300 Baht Tageslohn (15 €/Std. X 8 x 37) würde wohl kein einziges thailändisches Unternehmen verkraften, 600 Baht aber wohl schon.
Hartmut Wirth 02.05.24 13:30
Mindestlohn
Ich verstehe das ganze Rumgenörgel hier nicht: Mindestlohn von 600 Baht pro Tag ist doch schon ein Riesenfortschritt. D.h. doch nicht, dass Firmen/Betriebe nicht mehr bezahlen können.

Wenn also der Mindestlohn hier steigt , verdoppelt bzw. verdreifacht sich das Tageseinkommen der Arbeiter. Die Frage, die sich hier stellt: wer soll das denn bezahlen? Wie ich aus Gesprächen von Bauunternehmern hier (meistens der Chef und bis zu 6/7 Arbeiter) gehört habe, ist das hier nicht möglich. Das mag zwar nicht für alle Bereiche Thailands zutreffen, aber hier im Isaan schon. Denn damit steigen unweigerlich auch die Folgekosten

Also bitte nicht mit europäischen Maßstäben rechnen.
Dirk 02.05.24 13:00
400 Baht pro Tag, das bringt Unternehmen bestimmt in keine Schwierigkeiten. Das ist sogar zum Leben zu wenig.
Günter Jack 02.05.24 12:20
Beschämend wenig. Nicht mal der deutsche Mindest-Stundenlohn.