Nachts auf Hasen-Suche

Im Licht eines Suchscheinwerfers leuchten in der Nacht die Augen eines Feldhasens (Lepus europaeus) auf einem Feld. Foto: Patrick Pleul/dpa-zentralbild/dpa
Im Licht eines Suchscheinwerfers leuchten in der Nacht die Augen eines Feldhasens (Lepus europaeus) auf einem Feld. Foto: Patrick Pleul/dpa-zentralbild/dpa

KRUSENDORF: Es ist dunkel und kalt, als Christopher von Dollen und Louis Zahradnik in den Geländewagen steigen und losfahren. Der Berufsjäger und der Auszubildende wollen an diesem Abend zählen, wie viele Feldhasen hier rund um Krusendorf an der Ostsee leben. Zählen können sie am besten in der Dunkelheit, wenn die Hasen auf Nahrungssuche gehen.

Ganz langsam fahren sie am Rand der noch unbewachsenen Felder vorbei. Louis Zahradnik hält in seiner rechten Hand einen großen Scheinwerfer, den er aus dem offenen Fenster auf die Felder richtet. 150 Meter weit reicht der Lichtkegel. Beide schauen konzentriert, ob sie Tiere erkennen können.

Nach nur einer Minute sehen sie ein Rudel von Damwild, das gemächlich über den Acker trabt. Dann geht es im Schritttempo weiter zum nächsten Feld. Dort taucht plötzlich der erste Hase im Lichtkegel auf, dann noch einer. Die Tiere sind gut zu erkennen an ihren langen Ohren, die man Löffel nennt. Das Licht reflektiert sich silbern in ihren Augen. Sie sitzen ganz still da und flüchten nicht. Bei einem kurzen Halt notiert Louis Zahradnik auf seinem Schreibblock, wie viele Tiere sie bisher entdeckt haben.

«Wir zählen im Frühjahr und Herbst jeweils zweimal die Feldhasen», sagt Christopher von Dollen. Zusammengenommen ist die Fläche der Felder, auf denen sie zählen, so groß wie 125 Fußballplätze. Bei den Zählungen machen auch Jäger aus anderen Regionen Deutschlands mit. So weiß man hinterher, ob die Zahl der gefährdeten Tiere insgesamt gestiegen oder gesunken ist.

«Hier bei uns liegt die Zahl der Hasen in den letzten Jahren zwischen 30 und 45. Das ist viel», sagt Christopher von Dollen. In den vergangenen Jahren sei sie gestiegen. Und das gilt nicht nur für Schleswig-Holstein. Auch in ganz Deutschland gibt es immer mehr Feldhasen.

Damit Feldhasen sich gut entwickeln, brauchen sie genügend Lebensraum und warmes Wetter. Denn die Tiere leben in Sassen. Das sind Erdmulden, in die sie sich tagsüber ganz flach hinlegen. Einen schützenden Bau haben die Hasen also nicht. Ist das Frühjahr nass und kalt, können vor allem die jungen Feldhasen deshalb schnell krank werden und sogar sterben.

2023 war das Frühjahr trocken. Deshalb entdecken Christopher von Dollen und Louis Zahradnik viele Feldhasen und auch andere Tiere in dieser Nacht. Nach zwei Stunden sind sie zurück: 24 Hasen, 113 Kaninchen, 6 Rehe und 40-mal Damwild haben sie an diesem Abend gesehen. «Damit sind wir sehr zufrieden», sagt Christopher von Dollen.

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