Sky-Doku begibt sich auf Spur von Bären im Trentino

​«Gefährlich nah» 

Sky-Doku begibt sich auf Spur von Bären im Trentino

TRIENT: 2023 wird ein Jogger im Trentino von einer Bärin getötet. Die Angst wächst bei den Menschen - und der Bären-Streit eskaliert. Eine Doku fragt: Wem gehört die Natur - Mensch oder Tier?

Seit mehr als einem Jahr dreht sich im Trentino fast alles um Bären. Die Stimmung in der bei Wanderern und Urlaubern beliebten Region im Norden Italiens ist angespannt. Denn vor mehr als einem Jahr verzeichnete die Provinz ihren ersten und bislang einzigen Bärentoten. Im April 2023 wurde ein Jogger von einer Bärin angegriffen und getötet. Schon seit der Wiederansiedlung der Raubtiere vor etwa 25 Jahren sind die Bären ein Thema, doch seit dem Tod des jungen Mannes ist die Stimmung gekippt.

Der Dokumentarfilm «Gefährlich nah - Wenn Bären töten» des Regisseurs Andreas Pichler, an dem unter anderem Sky und die ARD beteiligt sind (BR und SWR), begibt sich in den Wäldern und Dörfern des Trentino auf Spurensuche und lässt Mitglieder der für die Bären zuständigen Spezialeinheit der Forstwache sowie Tierschützer, aber auch die Eltern des getöteten Joggers zu Wort kommen. Insbesondere die Förster und Experten des Wildtierdienstes erzählen von dem Balanceakt, die Tiere und deren Bestand in der Natur zu pflegen und gleichzeitig die verängstigte Bevölkerung zu schützen. Die Doku ist ab dem 2. Mai auf Sky, ab dem 4. Juni dann auch in der ARD-Mediathek zu sehen, im Ersten wird sie am 10. Juni (23.50 Uhr) ausgestrahlt.

Nach mehreren Zwischenfällen, bei denen Menschen von Bären in den Wäldern der Provinz verletzt wurden oder es zu bedrohlichen Begegnungen kam, war es für viele Menschen im Trentino nur eine Frage der Zeit, dass jemand zu Tode kommt. Auch in Deutschland greift die Angst um sich. 2023 waren in Bayern Bären gesichtet und Nutztiere gerissen worden.

Eindrücklich stellt der Film die Frage: Wem gehört die Natur - Mensch oder Tier? Pichler hatte für die Doku über einen Zeitraum von drei Jahren die Spezialeinheit der Forstwache begleitet, der in dem Konflikt eine Schlüsselrolle zukommt. Sie stehen mitten in der hitzigen Auseinandersetzung zwischen Tierschützern, Bevölkerung und Politik. Denn nach dem Tod des jungen Joggers wurden die Rufe lauter, problematische Bären schneller und unbürokratisch abzuschießen. Für Kritiker der bisherigen Bärenpolitik im Trentino ist ein Zusammenleben mit den Tieren auf so engem Raum nicht mehr vorstellbar.

Tierschützer kritisieren diese Forderung scharf. Die Debatte beschränkt sich jedoch nicht nur auf die politische Ebene. Unter der Bevölkerung des Trentino spielen sich die gleichen Diskussionen mit der Familie und Freunden ab. So lässt der Film auch die Eltern des getöteten Joggers zu Wort kommen, die bewegend von ihrem Leben nach dem Tod ihres Sohnes berichten. «Gefährlich nah - Wenn Bären töten» gelingt es, die gesamte Dimension des Bärenstreits im Trentino abzudecken und das Publikum mitten eintauchen zu lassen. Es war Regisseur Pichler wichtig, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen: die Bären-Befürworter und die Bären-Gegner, um so den tatsächlich Betroffenen zuzuhören.

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