Gaza-Konflikt: Aktuelles Geschehen am Dienstag

Nach einem israelischen Luftangriff in der Stadt Deir Al Balah im Gazastreifen steigt Rauch auf. Foto: EPA-EFE/Mohammed Saber
Nach einem israelischen Luftangriff in der Stadt Deir Al Balah im Gazastreifen steigt Rauch auf. Foto: EPA-EFE/Mohammed Saber

Experte warnt vor großer Kriegsgefahr in Nahost: «Risiko sehr hoch»

BERLIN: Nach dem iranischen Großangriff auf Israel herrscht nach Einschätzung eines Experten große Kriegsgefahr in Nahost. «So eine Eskalationsspirale entgleitet sehr schnell und sehr einfach, weil für beide Seiten sowohl Eskalation als auch Deeskalation riskant ist», sagt der Konflikt- und Protestforscher Tareq Sydiq von der Marburger Universität im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Man weiß nicht genau, wie die andere Seite reagieren wird und ab welchem Zeitpunkt ein Krieg auch unausweichlich wird. Das Risiko würde ich sehr hoch einschätzen.»

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag Israel mit mehr als 300 Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. Hintergrund war ein mutmaßlich israelischer Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet worden waren. Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kündigte einen Gegenschlag auf militärische Einrichtungen des Irans an. Die internationale Staatengemeinschaft ist um Deeskalation bemüht.

Den Luftschlag gegen die Generäle in Syrien sieht Experte Sydiq im Kontext des Gaza-Konflikts. «Die Präsenz der Revolutionsgarden wird aus israelischer Seite schon lange als eine Bedrohung der eigenen Sicherheit wahrgenommen und auch so verstanden», sagt der Iran-Experte. Die Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, arbeite mit der libanesischen Hisbollah-Miliz zusammen und unterstütze die islamistische Hamas im Gazastreifen. «Das ist sehr klar dokumentiert. Und deswegen sind solche Waffenlieferungen, ist eine iranische Präsenz immer auch ein Sicherheitsrisiko für die Israelis.»

Aktuell sieht Sydiq große internationale Bemühungen, einen Krieg zu vermeiden. «Die USA sind natürlich auch sehr aktiv dabei, zu verhindern, dass es hier zu einer Eskalation kommt. Sie versuchen auch mäßigend auf beide Seiten einzuwirken und die israelische Antwort eher auf einem geringen Niveau zu halten», sagt der Konfliktforscher. Die Gefahr eines Krieges bleibe dennoch bestehen, «weil beide Seiten Gründe haben, an der Eskalation weiterzudrehen». Das sei nicht neu. «Was durchaus neu ist, ist die Bereitschaft, da mehr Risiken einzugehen.»


US-Regierung kündigt neue Sanktionen gegen den Iran an

WASHINGTON: Nach dem iranischen Angriff auf Israel werden die USA neue Sanktionen gegen den Iran verhängen.

Das teilte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, am Dienstagabend (Ortszeit) in Washington mit.


ADL: Antisemitische Vorfälle in den USA um 140 Prozent gestiegen

NEW YORK: Die Anzahl der antisemitischen Vorfälle in den USA ist nach Angaben der jüdischen Organisation Anti-Defamation League (ADL) im vergangenen Jahr um 140 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Insgesamt habe es 8.873 Übergriffe, Belästigungen und Vandalismusvorfälle gegeben - also durchschnittlich 24 pro Tag, teilte die ADL am Dienstag bei einer Pressekonferenz in New York mit. Darunter seien strafbare und nicht strafbare Handlungen.

Die Zunahme sei zumindest teilweise auf das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten, und die darauffolgende Reaktion Israels mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen zurückzuführen, hieß es von der ADL.

Die Daten sammelte die 1913 gegründete ADL eigenen Angaben zufolge unter anderem auf Basis von Informationen von Opfern und Strafverfolgungsbehörden.


UN: Mehr als 10.000 Frauen im Gazastreifen getötet

NEW YORK: Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor rund sechs Monaten sind dort nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 10.000 Frauen getötet worden. Rund 6000 von ihnen seien Mütter gewesen, was dazu geführt habe, dass nun etwa 19.000 Kinder zumindest teilweise verwaist seien, teilte die UN-Frauenorganisation UN Women am Dienstag mit. Mehr als eine Million Frauen und Mädchen im Gazastreifen hätten derzeit fast keinen Zugang zu Nahrungsmitteln und sauberem Wasser.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet und weitere 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.


Israels Verteidigungsminister: Irans Angriff ist gescheitert

TEL AVIV: Israels Verteidigungsminister hat den iranischen Angriff auf sein Land als gescheitert erklärt. Es werde Teheran zudem nicht gelingen, Israel abzuschrecken, sagte Joav Galant nach Angaben seines Büros am Dienstag zu israelischen Soldaten. Die vom Iran abgefeuerten Marschflugkörper und Drohnen hätten Israel nicht erreicht. «Von 100 ballistischen Raketen sind vier in Israel heruntergegangen. Dies ist das Ergebnis unserer Vorbereitungen mit unseren internationalen Partnern», so Galant weiter.

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen erklärten Erzfeind Israel direkt angegriffen. Insgesamt hat Teheran dabei Galant zufolge mehr als 500 Geschosse abgefeuert. Diese wurden fast vollständig abgefangen. Der Angriff war nach Darstellung Teherans eine Reaktion auf einen mutmaßlich israelischen Luftschlag auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus, bei dem zwei Generäle der einflussreichen iranischen Revolutionsgarden getötet wurden.

Noch ist unklar, wie Israel auf den beispiellosen Luftangriff reagieren wird. Galant sagte am Dienstag weiter: «Jeder Feind, der uns bekämpft, wird getroffen werden.»


Erdogan: Netanjahu provoziert regionalen Konflikt

ISTANBUL: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vorgeworfen, eine Ausweitung des Nahostkonflikts auf die ganze Region zu provozieren. Die israelische Regierung unternehme seit dem 7. Oktober - dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel - provokative Schritte, um einen regionalen Konflikt zu befeuern, sagte Erdogan am Dienstagabend nach einer Kabinettssitzung. Der mutmaßliche Angriff Israels auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien sei der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe, so Erdogan.

Netanjahu gefährde seine eigenen Landsleute und die Menschen in der gesamten Region, um sein politisches Überleben zu sichern, sagte Erdogan weiter. Der türkische Präsident warf dem Westen zudem Doppelmoral vor und kritisierte, dass nur wenige Länder den Angriff auf das iranische Botschaftsgelände verurteilt hätten, der Angriff des Irans auf Israel dagegen habe international umgehend für Empörung gesorgt.

Der Iran hatte Israel in der Nacht zu Sonntag mit Drohnen und Raketen angegriffen, die aber fast vollständig abgefangen wurden. Noch ist unklar, wie Israel auf den beispiellosen Luftangriff reagiert. Irans Angriff war nach Darstellung Teherans eine Reaktion auf einen mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus, bei dem zwei Generäle der einflussreichen Revolutionsgarden getötet wurden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober haben sich die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei massiv verschlechtert. Erdogan hat Netanjahu wiederholt vorgeworfen, im Gazastreifen ein «Massaker» zu begehen. Israel hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen.


Hisbollah-Kommandeur bei Angriff im Libanon getötet

BEIRUT/TEL AVIV: Bei einem Angriff im Südlibanon ist nach Angaben der israelischen Armee am Dienstag ein Kommandeur der Hisbollah getötet worden. Die proiranische Miliz bestätigte dessen Tod. Sie teilte jedoch nicht mit, wann, wo und wie genau das Hisbollah-Mitglied ums Leben kam. Libanons staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, zwei weitere Personen seien am Dienstag verletzt worden. Demnach wurde bei dem israelischen Angriff ein Auto in dem Ort Ain Baal nahe der israelischen Grenze getroffen.

Auch libanesische Medien berichteten unter Berufung auf Sicherheitsquellen aus dem Südlibanon, dass es sich bei dem Getöteten um ein führendes Mitglied der Hisbollah-Miliz handele. Die Person sei für jegliche militärische Aktivitäten der proiranischen Miliz in dem betroffenen Gebiet zuständig gewesen. Der Befehlshaber habe unter anderem Raketenstarts Richtung Israel geplant, hieß es von Israels Militär. Er wurde demnach von einem Fluggerät in der Gegend von Ain Baal getötet.

Israels Armee hatte zuvor zudem mitgeteilt, zwei Angriffsdrohnen auf israelischem Territorium registriert zu haben. Sie seien in der Gegend um Beit Hillel explodiert. Die Hisbollah reklamierte den Angriff später für sich. Er zielte nach Angaben der Miliz auf eine Plattform des israelischen Raketenabwehrsystems.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober kommt es täglich zu auch tödlichen Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah im Libanon an der israelisch-libanesischen Grenze. In beiden Ländern wurden beim gegenseitigen Beschusses auch Zivilisten getötet.


Tusk: Polen muss so sicher werden wie Israel

WARSCHAU: Polen will angesichts der russischen Luftschläge gegen das Nachbarland Ukraine seinen Luftraum besser schützen. «Unsere Aufgabe besteht heute darin, jedes System zur Verteidigung des polnischen Luftraums zu nutzen, um Polen so sicher wie Israel zu machen», sagte Regierungschef Donald Tusk am Dienstag in Warschau nach einer Sitzung des Kabinetts zum Thema Sicherheit. Israel habe bei dem iranischen Angriff fast alle Raketen und Drohnen abfangen können, die Ukraine dagegen schaffe dies nur bei einem Drittel der russischen Geschosse. «Daraus folgt: Um die Sicherheit zu verbessern, muss man den Luftraum über seinem Gebiet kontrollieren.»

Tusk sagte weiter, Polen wolle sich deshalb dem von Deutschland angestoßenen Projekt «European Sky Shield» anschließen. Es sieht vor, dass mehrere europäische Staaten gemeinsam Iris-T-Luftverteidigungssysteme beschaffen. So sollen Lücken im Nato-Schutzschirm für Europa geschlossen werden.

Das EU- und Nato-Land Polen ist einer der engsten militärischen Verbündeten der von Russland angegriffenen Ukraine. Es hat außerdem auch eine wichtige Funktion als Drehscheibe für Militärhilfe des Westens für Kiew. Von Russland wird Polen deshalb als Feind betrachtet.


G7-Außenminister treffen sich auf Capri - Nahost und Ukraine Themen

CAPRI: Vor dem Hintergrund der Sorgen um einen Flächenbrand in Nahost kommen die Außenminister der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) an diesem Mittwoch auf der italienischen Insel Capri zusammen.

Im Mittelpunkt der bis Freitag andauernden Beratungen werden neben der Lage nach dem iranischen Angriff auf Israel vom Wochenende voraussichtlich der Krieg in der Ukraine, die israelische Militäraktion gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen und die verheerende humanitäre Situation der Zivilbevölkerung dort stehen. Für Deutschland nimmt Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) an dem Treffen teil. Sie wollte direkt von neuerlichen Krisengesprächen in Israel nach Capri reisen. Weitere Mitgliedsländer der G7-Runde sind die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan. Italien führt in diesem Jahr den Vorsitz.


Baerbock erneut in Israel - Treffen mit Netanjahu

TEL AVIV: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock trifft sich an diesem Mittwoch (10.00 Uhr) in Israel zu neuerlichen Krisengesprächen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und anderen führenden Politikern. Dabei dürften die wachsenden Befürchtungen eines drohenden Flächenbrands in Nahost bei einem harten israelischen Schlag gegen den Iran nach dessen Angriff vom Wochenende stehen. Neben Netanjahu will die Bundesaußenministerin auch mit ihrem Amtskollegen Israel Katz sowie mit Benny Gantz sprechen, der Mitglied des israelischen Kriegskabinetts ist.

Es ist der siebte Israel-Besuch der Bundesaußenministerin seit dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober. Zuletzt war Baerbock Ende März in dem angegriffenen Land. Im Anschluss an die Gespräche in Israel wollte Baerbock am Nachmittag zum Treffen der G7-Außenminister der Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien nach Italien weiterreisen. Auch dort dürfte es um Nahost gehen, aber auch um mögliche Hilfen für die Ukraine in deren seit mehr als zwei Jahren dauerndem Abwehrkampf gegen Russland. Italien führt in diesem Jahr den Vorsitz in der Siebenergruppe. Weitere Mitglieder sind die USA, Kanada, Großbritannien, Japan, Frankreich und Deutschland.


Israels Botschafter kündigt Schlag gegen Irans Militäreinrichtungen an

BERLIN: Nach dem iranischen Angriff auf Israel hat der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, einen Gegenschlag auf militärische Einrichtungen des Irans angekündigt. Israel werde keine zivilen Ziele angreifen, obwohl die Angriffe Teherans sehr wohl auch zivilen Zielen gegolten hätten, sagte Prosor am Dienstag dem Nachrichtensender Welt TV. Die israelische Antwort werde sich «gegen diese militärischen Einrichtungen von den Mullahs und den Ajatollahs» richten. Darauf könne man nicht verzichten: «Wir müssen darauf reagieren. Es ist auch wichtig für die Region, dass diese Abschreckung - auch in dieser Region - ganz klar ist.»

Prosor unterstrich die Entschlossenheit Israels zum Gegenschlag, nannte aber keine Details. «Wann, wo und wie - das wird unser Kriegskabinett entscheiden», sagte er. Von den Verbündeten forderte er Verständnis für die israelische Position und härtere Sanktionen. «Erstmal hören wir zu - unseren Freunden - also den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland. Aber ich möchte in Erinnerung rufen, dass Iran gegen Israel ohne Provokation jetzt über 300 Raketen geschossen hat, um alles zu tun, wirklich, um israelische Zivilisten zu töten. Und wir müssen darauf reagieren.»

Mit Blick auf den neuerlichen Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Israel mahnte er, «Frau Baerbock und Europa» sollten Sanktionen gegen die Revolutionsgarden verhängen «und dieses Mullah- und Ajatollah-Regime wirklich angehen».


Sunak rät Netanjahu nach iranischen Angriffen zu Besonnenheit

LONDON: Der britische Premierminister Rishi Sunak hat in einem Telefonat mit seinem israelischen Amtskollegen Benjamin Netanjahu zu Besonnenheit nach den iranischen Angriffen geraten. Eine erhebliche Eskalation sei in niemandes Interesse, betonte Sunak einer Mitteilung der britischen Regierung zufolge.

Sunak habe bei dem Gespräch am Dienstagnachmittag die Unterstützung Großbritanniens für Israels Sicherheit und die Stabilität in der Region bekräftigt, hieß es weiter. Iran habe sich schwer verrechnet und sei international zunehmend isoliert, während die G7-Gruppe der führenden westlichen Industrienationen eine diplomatische Antwort vorbereiteten, wurde der Premierminister zitiert.

Der Iran hatte Israel in der Nacht zu Sonntag mit Drohnen und Raketen angegriffen, die aber unter anderem mithilfe britischer Kampfjets fast vollständig abgefangen wurden. Noch ist unklar, wie Israel auf den beispiellosen Luftangriff reagiert. Irans Angriff war eine Reaktion auf einen mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus.

Hinsichtlich der humanitären Situation im Gazastreifen zeigte sich der britische Premier laut der Mitteilung schwer besorgt. Großbritannien wolle eine massive Erhöhung der Hilfslieferungen sehen, einschließlich der Öffnung weiterer Routen durch Israel. Es sei enttäuschend, dass die islamistische Hamas eine Vereinbarung am Wochenende blockiert habe, die das Leben von Palästinensern habe retten können und die Freilassung von Geiseln ermöglicht hätte, so die Mitteilung weiter.


UN-Menschenrechtsbüro: Mehr Einsatz gegen Eskalation im Nahen Osten

GENF: Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, verlangt neue Anstrengungen aller Länder mit Einfluss zur Entspannung der gefährlichen Lage im Nahen Osten. Die verheerende humanitäre Krise im Gazastreifen müsse beendet werden, die Attacken im besetzten Westjordanland müssten aufhören und das Risiko einer Eskalation des Konflikts verhindert werden, teilte Türk am Dienstag in Genf mit.

Israel behindere weiterhin die Einfuhr und Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen, sagte Türk. Das sei ebenso wie die weitreichende Zerstörung ziviler Infrastruktur nach internationalem Recht verboten.

Türk verlangte die Freilassung der im Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln aus Israel, eine Feuerpause und vollen Zugang aller humanitären Helfer, um die Not der Zivilbevölkerung zu lindern. Die Menschen lebten unter verheerenden Bedingungen und seien vor neuen Militärschlägen nirgendwo sicher. Das UN-Menschenrechtsbüro habe Berichte erhalten, dass das israelische Militär während der Feierlichkeiten zum Ende des Fastenmonats Ramadan vergangene Woche mindestens acht Moscheen angegriffen habe.

Im Westjordanland würden Palästinenser ständig von Hunderten israelischen Siedler angegriffen, die oft vom Militär unterstützt würden. Nach der Tötung eines 14-jährigen Israeli aus einer Siedlerfamilie seien bei Racheakten vier Palästinenser getötet worden, darunter ein Kind. Israel sei als Besatzungsmacht verpflichtet, Palästinenser vor Siedlerattacken und rechtswidriger Gewalt durch Sicherheitskräfte zu schützen, so Türk.


Irans Präsident warnt Israel erneut vor Gegenangriff

TEHERAN: Irans Präsident Ebrahim Raisi hat Israel erneut vor einem militärischen Gegenangriff gewarnt. «Die kleinste Aktion (Israels) gegen die nationalen Interessen des Irans wird umfangreiche und schmerzhafte Konsequenzen haben», sagte Raisi in einem Telefonat mit Katars Emir Hamad Al Thani laut dem Webportal seines Präsidialamts.

Der Iran hat zuletzt mehrmals Israel vor einer militärischen Antwort auf seinen Großangriff gewarnt, bei dem in der Nacht zum Sonntag Hunderte Drohnen und Raketen Richtung Israel abgefeuert wurden. In dem Fall würde die iranische Reaktion «mindestens zehnmal drastischer» als die ersten Angriffe sein, so der Sicherheitsrat des Landes. Bislang habe der Iran die kleinste Form der Bestrafung für Israel gewählt, so der Rat in der Pressemitteilung. Israel will den iranischen Großangriff auch nach Angaben der Militärführung des Landes nicht unbeantwortet lassen.


Israelischer Pavillon bei Kunstbiennale in Venedig öffnet nicht

VENEDIG: Der Israelische Pavillon bei der Kunstbiennale in Venedig öffnet nach Angaben der ausstellenden Künstlerin aus politischem Protest nicht wie geplant. Die Künstlerin und Kuratoren des Pavillons würden die Ausstellung eröffnen, wenn eine Vereinbarung über einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg und die Freilassung der von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln erreicht sei, hieß es am Dienstag auf der Webseite der Künstlerin Ruth Patir. Die US-amerikanische Zeitung «New York Times» berichtete, dass die Entscheidung auch auf einem Schild vor dem geschlossenen Pavillon mitgeteilt worden sei.

Die Kunstbiennale in Venedig wird am Samstag eröffnet. Am Dienstag sollten Pressevertreter Einblicke in die Pavillons der Länder erhalten.

«Die Entscheidung der Künstlerin und der Kuratoren besteht nicht darin, sich selbst oder die Ausstellung abzusagen, sondern sich mit den Familien der Geiseln und der großen Gemeinschaft in Israel, die einen Wandel fordert, zu solidarisieren», hieß es in der Mitteilung auf Patirs Webseite weiter. «Ich hasse es, aber ich denke, es ist wichtig», zitierte die «New York Times» Patir.


Israels Außenminister: Auch politische Offensive gegen Iran gestartet

TEL AVIV: Der israelische Außenminister Israel Katz hat nach dem iranischen Großangriff auf Israel nach eigenen Worten eine «politische Offensive» gegen die Islamische Republik gestartet. «Ich habe heute Morgen Briefe an 32 Staaten geschickt und mit Dutzenden Außenministern und führenden Repräsentanten auf der Welt gesprochen, schrieb er am Dienstag auf der Plattform X, vormals Twitter.

Dabei habe dazu aufgerufen, Sanktionen gegen das iranische Raketenprogramm zu verhängen und die Revolutionsgarden der islamischen Republik zu einer Terrororganisation zu erklären. Dies sei ein Weg, Teheran zu bremsen und zu schwächen. «Der Iran muss jetzt gestoppt werden - bevor es zu spät ist.»

Israels politische Kampagne gegen den Iran soll laut Katz eine militärische Antwort auf den Angriff Teherans mit mehr als 300 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen flankieren. Israel will den iranischen Großangriff in der Nacht zum Sonntag auch nach Angaben der Militärführung des Landes nicht unbeantwortet lassen.


Iranischer Journalist nach Kritik an Großangriff im Visier der Justiz

TEHERAN: Nach dem iranischen Großangriff auf Israel geht die Justiz der Islamischen Republik auch gegen regierungskritische Journalisten vor. Wie iranische Medien am Dienstag meldeten, muss der bekannte Journalist Abbas Abdi vor Gericht. Er soll «die psychologische Sicherheit des Landes gestört» haben, lautet demnach der Vorwurf. Abdi hatte in einem Zeitungsbericht der Regierung geraten, auf übertriebene und nutzlose Angriffe zu verzichten und stattdessen ihre Nahostpolitik zu ändern. Darauf gab es gegen ihn eine Strafanzeige der Justiz. Dazu hieß es weiter, Strafen drohten allen, die etwa in Online-Medien die Angriffe kritisieren sollten.

Abdi reagierte gelassen. «Es ist nur schade, da solches Vorgehen den Journalismus untergräbt. (.) Das ist ein klares Beispiel für die Selbstzerstörung (im Land)», schrieb er auf der Plattform X (ehemals Twitter). Im Gerichtsprozess wolle er seinen Standpunkt erläutern und vehement verteidigen.

Die politische Führung im Iran bezeichnete den Großangriff auf Israel als «legitime Verteidigung». Hintergrund des ersten direkten militärischen Konflikts war der mutmaßlich israelische Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April, bei dem zwei Generäle und fünf Offiziere der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet wurden.

In der Hauptstadt Teheran sehen viele Menschen den Großangriff mit Hunderten Drohnen und Raketen kritisch. Ein Teppichhändler im Teheraner Basar sagte: «Die Millionen, die für diese nutzlosen Angriffe ausgegeben wurden, hätte man viel besser im Land selbst investieren können.» Der Iran steckt seit Jahren in einer Wirtschaftskrise. Die Lage könnte Wirtschaftsexperten zufolge nach einem israelischen Gegenangriff noch dramatischer werden.

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