Deutlich mehr Schulschwänzer in England

auch wegen Homeoffice

Kinder gehen an einer High School in London vorbei. Foto: epa/Andy Rain
Kinder gehen an einer High School in London vorbei. Foto: epa/Andy Rain

LONDON: Weniger Schüler an Freitagen als zu Wochenbeginn: Für die britische Regierung ein Zeichen, dass Eltern im Homeoffice zum Schulschwänzen animieren. Experten verweisen auf andere Gründe.

Auch wegen Eltern im Homeoffice hat die Zahl der Schulschwänzer in England seit der Pandemie enorm zugenommen. Am Ende einer Woche würden 50.000 mehr Schülerinnen und Schüler im Unterricht fehlen als zu Wochenbeginn, schrieb die britische Bildungsministerin Gillian Keegan in einem Gastbeitrag für die Zeitung «Times» (Freitag). Vermutet werde, dass Eltern ihre Kinder dann nicht in die Schule schicken, um lange Wochenenden oder Urlaube zu genießen. Dafür spreche, dass vor allem an Grundschulen die Abwesenheitsquote an Freitagen hoch sei.

Corona hat das Verhältnis zur Schule verändert

Die Pandemie habe erhebliche Auswirkungen auf den Schulbesuch gehabt, sagte die Ministerin. Die Abwesenheitsquote stieg von 4,7 Prozent im Schuljahr 2018/19 vor der Pandemie auf 7,4 Prozent im Schuljahr 2022/23. Keegan räumte ein, es gebe noch immer zu viele Kinder, die seit der Pandemie nicht in die Schule zurückgekehrt seien. Einer Umfrage der Denkfabrik Centre for Social Justice zufolge sind fast drei von zehn Eltern der Ansicht, die Pandemie habe gezeigt, dass ein täglicher Schulbesuch nicht notwendig ist.

Experten machen für die enormen Fehlzeiten aber vor allem eine Zunahme psychischer Probleme bei Jugendlichen verantwortlich sowie unerfüllte sonderpädagogische Bedürfnisse und überforderte Familien, die keine Hilfe erhielten. Auch eine hohe Diskrepanz zwischen den Erwartungen an die Schule und den Lehrplänen gilt als Grund.

2 Prozent der Schüler verpassen mindestens die Hälfte der Stunden

Wie die «Times» berichtete, hat die Zahl unerlaubter Urlaube während der Schulzeit im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit um ein Viertel zugelegt. Im Schuljahr 2022/23 waren 1,57 Millionen Schülerinnen und Schüler an staatlichen Schülern - mehr als ein Fünftel - «dauerhaft fehlend» (persistently absent). Das heißt, sie verpassten mehr als 10 Prozent des Unterrichts. 150.000 Kinder und Jugendliche oder 2 Prozent waren sogar «schwerwiegend abwesend» und fehlten mindestens in der Hälfte der Stunden. Das waren 30.000 mehr als im Vorjahr und 90.000 mehr als 2018/19 vor der Pandemie.

«Die bewusste Entscheidung zu treffen, Ihr Kind von der Schule zu nehmen, ist inakzeptabel», sagte Keegan. Sie warnte, die Geldstrafen für Schulschwänzen seien deutlich erhöht worden. Auch Schülerinnen und Schüler mit leichten Angstzuständen sollten zur Schule kommen. Es gebe gute Unterstützungsprogramme.

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