Türkei stellt Handel mit Israel ein

Menschen gehen vor der Neuen Moschee Eminönü zwei Tage nach den allgemeinen Wahlen in Istanbul spazieren. Foto: epa/Erdem Sahin
Menschen gehen vor der Neuen Moschee Eminönü zwei Tage nach den allgemeinen Wahlen in Istanbul spazieren. Foto: epa/Erdem Sahin

ANKARA/TEL AVIV: Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind ohnehin angespannt. Nun stellt die Türkei den Handel mit Israel ein. Die empörte Reaktion folgt prompt.

Die Türkei setzt wegen der israelischen Angriffe im Gazastreifen die Aus- und die Einfuhr aller Produkte mit Bezug zu Israel aus. Das teilte das türkische Handelsministerium am Donnerstagabend auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Die neuen Maßnahmen würden strikt umgesetzt, bis die israelische Regierung den ununterbrochenen Fluss humanitärer Hilfe nach Gaza erlaube, hieß es weiter. Zuvor hatte der Finanzdienst Bloomberg über den Handels-Stopp berichtet, durch den sich die ohnehin starken Spannungen zwischen den beiden Ländern weiter verschärfen dürften. Anfang April hatte die Türkei bereits Exportbeschränkungen für bestimmte Güter im Handel mit Israel erlassen.

Israels Außenminister Israel Katz reagierte empört auf die Entscheidung. «Erdogan bricht Vereinbarungen, indem er Häfen für israelische Importe und Exporte blockiert», schrieb Katz auf X. «Auf diese Weise verhält sich ein Diktator, die Interessen des türkischen Volkes und der Geschäftsleute missachtend.» Zudem ignoriere Ankara internationale Handelsabkommen. Israel wolle Alternativen zum Handel mit der Türkei schaffen, mit Hilfe lokaler Produktion und Importen aus anderen Ländern. «Israel wird daraus mit einer starken und kühnen Wirtschaft hervorgehen.»

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen wiederholt scharf kritisiert und Israel «Völkermord» an den Palästinensern vorgeworfen.

Türkei will sich Völkermord-Klage anschließen

Am Mittwoch teilte die Türkei mit, man wolle sich der von Südafrika angestrengten Völkermord-Klage gegen Israel anschließen. Man werde noch die juristischen Details zu dem Antrag beenden. Ende Dezember hatte Südafrika Israel vor dem Internationalen Gerichtshof wegen angeblich im Gaza-Krieg begangener Verstöße gegen die Völkermordkonvention verklagt. Das UN-Gericht verfügte in einem einstweiligen Entscheid, Israel müsse Schutzmaßnahmen ergreifen, um einen Völkermord zu verhindern.

Israel hat Völkermord-Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Das Land beruft sich nach den Massakern der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober 2023 auf das Recht auf Selbstverteidigung.

Der Handel zwischen Israel und der Türkei hatte im Jahr 2023 einen Wert von 6,8 Milliarden Dollar, wovon 76 Prozent auf türkische Exporte entfielen, wie Bloomberg unter Berufung auf das türkische Statistikamt berichtete.

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michael von wob 04.05.24 21:20
Hallo Johann
Es ist ganz klar. Innenpolitisch ist Erdowahn fertig. 70% Inflation und nach dem Erdbeben hat nix von seinen Versprechen eingehalten, Er muß jetzt außen in der islamischen Welt punkten um von seinem Versagen abzulenken. VG, Michael
Johann Mueller 04.05.24 21:00
Kein Lob für Erdoğan - eine Schande
für die westliche Welt - und das - obwohl er die Kurden zu Menschen zweiter Klasse macht, bombardiert und unterdrückt - Ihnen einen eigenen Staat verweigert - also genau das macht, was er Israel vorwirft ? Interessant, woran könnte das liegen ?
Jörg Obermeier 03.05.24 23:26
Meine 2cent
Natürlich ist es eine rein hypothetische Frage. Aber hätte es einen Erdogan überhaupt gegeben wenn die Türkei in die EU aufgenommen worden wäre? Lässt sich natürlich nicht mehr wirklich beantworten. Als ich seinerzeit auf der Insel lebte und die EU-Feindlichkeit mal wieder Schlagzeilen produzierte war meine Frage immer warum man 80 Mio Türken nicht reinlässt, aber 60 Mio Insulaner aushält die nicht drin sein wollten. Die Frage einer EU-Mitgliedschaft einer Erdogan-Türkei stellt sich nicht mehr wirklich. Aber das war nicht immer so. Seinerzeit hätte man die Islamisten durch eine geschicktere Politik ein paar tausend Kilometer weiter weg von Europa halten können. Hat man m.E. leider nicht, die Ergebnisse sind bekannt.
michael von wob 03.05.24 19:00
Erdowahn wäre der letzte
Sargnagel für die kaputte EU !
richard kurz 03.05.24 18:50
Türkei und EU
Die Türkei wartet wollte schon vor 35 Jahren in die EU.
Wurde immer wieder hinausgezögert, Beitrittsverhandlungen gibt es noch immer.
Viele Kriterien entsprechen halt noch immer nicht ...
Was bei den "Ostblock-Ländern" offensichtlich kein Hindernis für den EU-Beitritt war.

Aber jetzt ...
Ein gewisser Xi Jingping war auf Besuch in der Türkei.
Und hat was? Den Erdogen zum nächsten BRICS-Gipfel (Oktober 2024 in Russland) eingeladen. Er wird kommen. Was wieder für einige Aufregung in Brüssel sorgt.

Zur Erinnerung: Der Macron wollte beim BRICS-Gipfel 2023 in Johannisburg dabei sein. Wurde abgelehnt.
werner spierling 03.05.24 15:50
Auch Europa sollte den Handel mit der Türkei einstellen solange Diktator Erdogan an der Macht ist mit seinen Wahlfälschungen um an der Macht zu bleiben wie Diktator Putin.
Ingo Kerp 03.05.24 13:20
Die Türkei schließt sich momentan allem an, das sich gegen Israel wendet. Zwar sind 6,8 Mrd Dollar nicht die Welt, was ein staatl. Handelsvolumen anbelangt aber, außer das in Israel das ein oder andere auf dem Markt fehlt, ist die Tatsache des Handelsstopps doch graviernd im politischen Sinne.
Dracomir Pires 03.05.24 13:00
Erdowahn ist bekennender Islamist ...
... und sein kriegstreibendes Land will in die EU. Vergest es endlich !!!