Ausflug zur Töpferinsel der Mon

Koh Kret entpuppt sich als Entschleunigungsoase vor den Toren Bangkoks

Das bekannte Wahrzeichen von Koh Kret ist ein weißer Chedi am Chao-Phraya-Ufer mit deutlicher Schieflage. Er erinnert an den berühmten „Schiefen Turm von Pisa“. Foto: Sureerat/Adobe Stock
Das bekannte Wahrzeichen von Koh Kret ist ein weißer Chedi am Chao-Phraya-Ufer mit deutlicher Schieflage. Er erinnert an den berühmten „Schiefen Turm von Pisa“. Foto: Sureerat/Adobe Stock

BANGKOK: Smog, Hitze, kilometerlange Blechlawinen. Das schießt den meisten Urlaubern und Residenten in Thailand durch den Kopf, wenn sie an Bangkok denken. Dass sich nur 25 Kilometer von der Innenstadt entfernt ein kleines Eiland mitten im Chao-Phraya-Fluss befindet, das sich als perfekter Rückzugsort vom lärmenden Trubel der Millionenmetropole entpuppt, wissen nur die wenigs­ten. Koh Kret hat sich bis heute seinen ursprünglichen Charme bewahrt und gilt als Entschleunigungsoase vor den Toren der Stadt.

Anreise auf dem Fluss der Könige

Schmale Stege führen durch die sieben kleinen Dörfer und zu den Sehenswürdigkeiten der idyllischen Flussinsel. Foto: sitriel / Adobe Stock
Schmale Stege führen durch die sieben kleinen Dörfer und zu den Sehenswürdigkeiten der idyllischen Flussinsel. Foto: sitriel / Adobe Stock

Für Urlauber ohne langjährige Thailanderfahrung ist bereits die Anreise zur Insel mit dem Chao-Phraya-Expressboot ein besonderes Erlebnis. Die Abfahrt erfolgt am geschäftigen Sathon-Pier, der praktischerweise mit der Hochbahnstation Saphan Taksin verbunden ist, weshalb die Hin- und Rückfahrt mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln auch für Bangkok-Neulinge unkompliziert ist.

Koh Kret liegt in Bangkoks Nachbarprovinz Nonthaburi. Zwischen 5.50 und 19.00 Uhr verkehren mehrmals stündlich Express-Boote – erkennbar an der orangen Flagge – zwischen dem Sathon-Pier und Nonthaburi; zwischen 06.15 und 08.00 Uhr morgens sowie 16.05 und 18.05 Uhr am frühen Abend sogar bis bzw. ab Pak Kret, von wo aus man mit einer Fähre zur Insel übersetzt. Die knapp 70-Minuten-Fahrt kostet nur sagenhafte 15 Baht und führt vorbei an bekannten Sehenswürdigkeiten der thailändischen Kapitale, wie dem Wat Arun, dem Großen Palast und der majestätisch wirkenden Rama-VII-Brücke, weshalb man seinen Fotoapparat stets griffbereit haben sollte.

Am bequemsten lässt sich die Insel mit dem Rad erkunden. Die Fahrradvermietung befindet sich am Hauptpier. Foto: tuayai / Adobe Stock
Am bequemsten lässt sich die Insel mit dem Rad erkunden. Die Fahrradvermietung befindet sich am Hauptpier. Foto: tuayai / Adobe Stock

Am pastellfarbenen Uhrturm von Nonthaburi angekommen, bestehen drei Möglichkeiten zur Weiterreise nach Pak Kret: mit dem Linienbus Nr. 32, mit dem Longtailboot oder mit einem Taxi. Entscheidet man sich für die letztgenannte Option, führt die Fahrt vorbei an bekannten thailändischen Institutionen, wie dem „Government Lottery Office“, dem „Office of the National Anti-Corruption Commission“ sowie dem berühmtberüchtigten Höllenknast „Bang Kwang“, auch bekannt als „Bangkok Hilton“. Nach einer knapp 30-minütigen Fahrt ist das nächste Zwischenziel erreicht.

Ungewohnte Reizunterflutung

Sechs sehenswerte buddhistische Tempelanlagen locken auf Koh Kret zum Besuch. Im Bild der Wat Phai Lom. Foto: Blanscape / Adobe Stock
Sechs sehenswerte buddhistische Tempelanlagen locken auf Koh Kret zum Besuch. Im Bild der Wat Phai Lom. Foto: Blanscape / Adobe Stock

Der Pier, von dem die Fähre nach Koh Kret ablegt, befindet sich am Chao-Phraya-Ufer, direkt vor dem Wat Sanam Nuea. Um die Anlegestelle zu erreichen, läuft man einfach kurz über den Hof der buddhistischen Tempelanlage. Die nur wenige Minuten dauernde Überfahrt kostet sowohl für Einheimische als auch für Ausländer zwei Baht.

Sobald man den ersten Fuß auf dieses Eiland gesetzt hat, auf der es weder breite Straßen noch Autos gibt, fühlt man sich Lichtjahre entfernt vom Smog, Stau und Verkehr Bangkoks: Kleinkinder planschen vergnügt im Fluss, ältere Männer werfen ihre Angelrute aus, in der Hoffnung auf einen großen Fang für ein leckeres Abendessen daheim.

Die Insel ist nicht nur für ihr Töpferhandwerk bekannt, sondern auch für ihre vielen Spezialitäten der Lokalküche. Foto: Balazs / Adobe Stock
Die Insel ist nicht nur für ihr Töpferhandwerk bekannt, sondern auch für ihre vielen Spezialitäten der Lokalküche. Foto: Balazs / Adobe Stock

Auf Koh Kret befinden sich sieben kleine Dörfer. Darüber hinaus locken sechs hochverehrte Tempel zum Tambun-Besuch beim Erleuchteten – Wat Poramai Yikawat, Wat Sao Tong Thong, Wat Chimplee, Wat Pa Laylai, Wat Pai Iom und Wat Salakul.

Der bedeutendste Tempel der Insel ist der über 200 Jahre alte Wat Poramai Yikawat am Hauptpier, der wegen seiner wunderschönen weißen Pagode nur schwer zu verfehlen ist. Er beherbergt eine riesige Buddha-Statue in liegender Position, beeindruckend sind die detailreichen Wandmalereien. Auf dem Tempelgelände befindet sich darüber hinaus ein kleines Museum, in dem kostbare Buddhafiguren, antike Münzen sowie historische Möbel, ein mehrstufiger Zeremonien-Schirm aus dem Jahr 1884 und eine Kleidertruhe von Prinzessin Kromphra Sudarattana Rajprayoon ausgestellt werden. Der Eintritt ist frei.

Pendant zum Schiefen Turm von Pisa

Nur einen Steinwurf vom Wat Poramai Yikawat entfernt, befindet sich am Flussufer das bekannteste Wahrzeichen der Insel: Ein weißer Chedi, der wegen seines unterspülten Fundaments in Schräglage geraten ist und als das thailändische Pendant zum Schiefen Turm von Pisa durchgehen könnte.

In den Töpferdörfern der Mon wird das altehrgebrachte Handwerk auch heute noch ausgeübt und gepflegt. Foto: tuayai / Adobe Stock
In den Töpferdörfern der Mon wird das altehrgebrachte Handwerk auch heute noch ausgeübt und gepflegt. Foto: tuayai / Adobe Stock

Da Koh Kret komplett verkehrsfrei ist, lässt sich die Insel wunderbar zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad erkunden. Leihräder werden am Hauptpier für 40 Baht pro Tag angeboten. Der Rundweg führt durch Sumpfgebiete sowie an Palmenhainen und an Reisfeldern vorbei. Immer wieder zweigen schmale und verwinkelte Gassen vom Hauptweg ab. Sie führen zu weiteren Sehenswürdigkeiten, wie den traditionellen Töpferdörfern der Mon, in denen das von Generation zu Generation weitergegebene Handwerk auch heute noch ausgeübt und gepflegt wird. Besucher sind in den Werkstätten herzlich willkommen und können dort den Töpfern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Zuerst wird der Ton mit großer Sorgfalt geformt und bearbeitet. Wie von Zauberhand werden rohe Lehmklumpen in grazile Kunstwerke verwandelt und mit aufwendigen Mustern verziert, bevor sie im traditionellen „Schildkröten-Ofen“ gebrannt werden. Die fertiggestellten Keramikprodukte werden sowohl direkt in den Töpferwerkstätten als auch an Ständen am Wegesrand den Besuchern zum Kauf angeboten. Das Angebot ist überwältigend und reicht von kleinen Keramikstövchen mit kunstvollen Verzierungen für unter 100 Baht bis hin zu riesigen Terrakotta-Unikaten für mehrere zehntausend Baht.

Töpferwaren, Snacks und Souvenirs

Charakteristisch für die Töpferkunst der Mon sind Keramikstövchen mit kunstvollen Verzierungen. Foto: ktuayai / Adobe Stock
Charakteristisch für die Töpferkunst der Mon sind Keramikstövchen mit kunstvollen Verzierungen. Foto: ktuayai / Adobe Stock

Unbedingt einen Stopp einlegen sollte man auch im OTOP-Dorf („One Tambon One Product“), in dem nicht nur eine große Souvenir-Auswahl angeboten wird, sondern auch traditionelle Süßspeisen und Pasten, die besonders Thais das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Darunter befinden sich einige lokale Spezialitäten, die anderenorts nur noch schwer zu finden sind. So bereitet man seiner thailändischen Herzallerliebsten die größte Freude, wenn man ihr ein kleines Töpfchen „nam phrik“ als Souvenir mitbringt, das auf Koh Kret besonders schmackhaft sein soll.

Koh Kret entstand vor etwa 200 Jahren, als Einwanderer des Volksstammes der Mon eine weit auslaufende Flussbiegung des Chao Phraya durch einen Kanal verbanden. Uferkorrosionen und die Verbreiterung des Kanals für den Schiffsverkehr sorgten dafür, dass das Gebiet innerhalb der Flussbiegung im Laufe der Zeit zur Insel wurde. Ursprünglich waren die Mon vor vielen Jahrhunderten im heutigen Zentralthailand beheimatet. Doch auf Koh Kret blieb die kulturelle Identität ihres Volksstammes stärker bestehen als in vielen anderen Orten des Königreiches.

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