Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Dienstag

Foto: epa/Fotomontage
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Rheinmetall will Munitionsfabrik bauen

VILNIUS: Rheinmetall will in Litauen ein neues Werk zur Herstellung von 155-Millimeter-Artilleriegeschossen bauen. Dafür schlossen der deutsche Rüstungskonzern und die Regierung des baltischen EU- und Nato-Landes eine Absichtserklärung ab. Im Beisein von Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte unterzeichnete ein Rheinmetall-Vertreter am Dienstag in Vilnius das Abkommen gemeinsam mit der litauischen Wirtschaftsministerin Ausrine Armonaite und Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas. Einzelheiten zum Inhalt wurden zunächst nicht bekannt.

Nach Angaben von Armonaite wird die Investition von Rheinmetall die bislang größte Investition im Rüstungsbereich und einer der größten in der Geschichte Litauens sein. «Dies wird unserer Industrie, unserer Wirtschaft und der Sicherheit unserer Region Auftrieb geben», sagte sie bei der live im litauischen Fernsehen übertragenen Zeremonie. «Wir sind bereit, weiter mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass diese Erfolgsgeschichte schnell vorangeht.» Die Gespräche über ein Investitionsabkommen sollen demnach bald beginnen.

Verteidigungsminister Kasciunas betonte, die Produktion von Munition im Land sei einer der Lehren des Krieges in der Ukraine. «Die Unabhängigkeit von globalen Lieferketten und die Produktion hier in Litauen sind ein integraler Bestandteil der nationalen Sicherheit und Verteidigung», sagte er. Rheinmetall hatte zuvor Mitte März auf der Bilanzpressekonferenz für 2023 Pläne für den Aufbau eines Werks zur Artillerieproduktion in Litauen bestätigt. Dort soll künftig auch eine gepanzerte Brigade der Bundeswehr fest stationiert sein.

Rheinmetall betreibt in Litauen seit Sommer 2022 gemeinsam mit der Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann (KMW) ein Wartungszentrum. Dort werden die Gefechtsfahrzeuge der in Baltikum stationieren Nato-Kampfverbände und die von Deutschland an die Ukraine abgegebenen Leopard-2-Kampfpanzer gewartet.


Selenskyj beklagt akuten Munitionsmangel bei Artillerie und Flugabwehr

KIEW: Der Munitionsmangel der ukrainischen Armee wird aufgrund der stockenden westlichen Hilfe immer spürbarer. Nun führt Präsident Wolodymyr Selenskyj die Zerstörung eines Wärmekraftwerks darauf zurück.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einen akuten Mangel an Munition für Artilleriesysteme und die Flugabwehr beklagt. «Heute haben wir eine (Artillerie-)Granate gegen zehn (russische). Können wir so standhalten?», fragte der Staatschef in einem am Dienstag vom US-amerikanischen Sender PBS veröffentlichten Interview. Es sei notwendig, bei der Artillerie zumindest ein ausgewogenes Verhältnis zu erreichen, um dem russischen Druck weiter zu widerstehen. Dabei warnte der Präsident vor den Folgen des Ausbleibens US-amerikanischer Militärhilfen. «Ich sage es Ihnen offen, ohne diese Hilfe werden wir keine Chance auf einen Sieg haben», unterstrich Selenskyj im Hinblick auf das seit Monaten durch republikanische Kongressabgeordnete blockierte Unterstützungspaket.

Zugleich beklagte er einen Mangel an Flugabwehrraketen. Bei dem kürzlichen Angriff auf ein Wärmekraftwerk gut 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Kiew konnten nach Selenskyjs Angaben nur sieben von elf russischen Raketen abgefangen werden. «Uns sind alle Raketen ausgegangen, die das Trypillja-Kraftwerk geschützt haben», sagte der Präsident. Das für die Stromversorgung des Kiewer Umlands wichtige Kraftwerk mit einer Leistung von gut 1800 Megawatt wurde bei dem Angriff nach Behördenangaben komplett zerstört.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab.

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